Wie Resistenzen vermeiden?
1. Resistenzmechanismen sind natürlich vorhanden
Resistenzmechanismen gegen Nachauflaufherbizide sind in jeder Population vorhanden – auch ohne Herbizideinsatz. Diese Mechanismen treten in unterschiedlicher Häufigkeit auf und können sporadisch neu entstehen, ohne dass der Landwirt Einfluss darauf hat.
Je nach Unkrautart existiert ein spezifisches „Arsenal“ natürlicher Resistenzmechanismen, die durch den Herbizideinsatz gezielt selektiert werden können.
2. Ziel des Resistenzmanagements
Unsere Aufgabe ist es, die Selektion einzelner Resistenzmechanismen zu verhindern, um die Wirksamkeit unseres Herbizidarsenals langfristig zu sichern.
Beispiel:
Angenommen, der Ackerfuchsschwanz auf einem Schlag (Beispiel Bild unten) ist noch vollständig sensitiv gegenüber allen Herbiziden – wie kann ich verhindern, dass Resistenzen entstehen?

Der sensitive Ackerfuchsschwanz
Ja, es gibt ihn noch: den Ackerfuchsschwanz, der auf alle getesteten Herbizide empfindlich reagiert.
Im Vergleich zu bereits resistenten Populationen (siehe Beispiel Fall 1 bzw. lesen Sie gerne den Abschnitt Resistenzmechanismen richtig interpretieren) bestehen hier noch sämtliche Freiheitsgrade in der Wirkstoffwahl. Unser Ziel ist es, diese Freiheitsgrade zu bewahren.
Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Erkenntnisse aus unseren wissenschaftlich fundierten Untersuchungsergebnissen sinnvoll in ein wirksames Resistenzmanagement integrieren können.
Unser 2-Stufen-Konzept für Ihre Schlagkraft
- Gewächshaustest:
Vor dem Einsatz neuer Strategien prüfen wir die Sensitivität Ihres Ackerfuchsschwanzes im Gewächshaus. Zeigen sich erste Hinweise auf Resistenzen, dann kann optional der Resistenzmechanismus im Labor mittels PCR-Test analysiert werden. - Maßgeschneiderte Strategie:
Auf Basis der Ergebnisse des Gewächshaustests entwickeln wir eine individuell angepasste Herbizidstrategie – abgestimmt auf Ihre Fruchtfolge und die diagnostizierten Resistenzmuster.
Zwei zentrale Prinzipien für ein wirksames Resistenzmanagement
1. Alternierung der Wirkmechanismen (HRAC-Gruppen)
Zur Vermeidung von Wirkortresistenzen (TSR):
- Nach Anwendung eines HRAC-Gruppe-1-Herbizids folgt ein Wirkstoff aus HRAC-Gruppe 2 – und umgekehrt.
- So wird die Selektion gegenüber einem einzelnen Wirkmechanismus verhindert.
2. Kombination robuster und anfälliger Wirkstoffe
Zur Reduktion von metabolischer Resistenz (NTSR):
- Im Getreide sind alle Herbizide potenziell von metabolischer Resistenz (NTSR) betroffen. Dadurch fördern Getreideherbizide sowohl die Entwicklung von Wirkortresistenzen (TSR) als auch von NTSR besonders stark. Die Kontrolle ist deshalb eine besondere Herausforderung – schließlich müssen Gräser in Gräserbeständen bekämpft werden.
- In Blattfrüchten (z. B. im Raps) hingegen können bestimmte Wirkstoffe gezielt zur Unterdrückung von NTSR beitragen.
Fruchtfolgeplanung als Schlüssel
Resistenzmanagement darf nicht isoliert innerhalb einer Kultur erfolgen. Es muss über den gesamten Fruchtwechsel hinweg geplant werden.
Unser Tipp:
Führen Sie mindestens einmal pro Fruchtwechsel eine Resistenzprüfung auf Ihren Schlägen (jeden Schlag individuell betrachten!) durch. Bei Abweichungen zwischen unseren Testergebnissen und Strategie bieten wir Ihnen unentgeltlich eine Nachprüfung und Beratung an.
Beispielstrategie: Fruchtfolge Weizen – Raps – Gerste – Mais
Annahme: Standort ist vollständig frei von Herbizidresistenzen.
Jahr | Kultur | Wirkmechanismus (HRAC-Gruppe) | Herbizid-Beispiel |
---|---|---|---|
1 | Weizen | HRAC-Gruppe 2 | Broadway® oder Atlantis® OD |
2 | Raps | HRAC-Gruppe 1 | Focus® Ultra oder Select® 240 EC |
3 | Gerste | HRAC-Gruppe 1 | Axial® 50 |
4 | Mais | HRAC-Gruppe 2 | MaisTer® power |
Wichtig:
Diese Strategie setzt voraus, dass alle Freiheitsgrade vorhanden sind.
Sollten Einschränkungen bestehen, müssen Fruchtfolge und ackerbauliche Maßnahmen angepasst werden. Auch hier stehen wir Ihnen mit unserer Expertise gerne zur Seite. Hier empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit mit Ihrer Ackerbauberatung vor Ort.
Fazit
Resistenzmanagement ist aktive Evolutionsteuerung!
Mit durchdachter Herbizidstrategie, regelmäßiger Diagnose und intelligenter Fruchtfolge bleibt Ackerfuchsschwanz auch in Zukunft kontrollierbar.
Beispiele einer Gewächshausprüfung finden sie hier, bzw. lesen Sie dazu auch unseren Abschnitt „Mehrwert für Landwirte„.
Eine Anleitung zur Samensammlung Ackerfuchsschwanz finden Sie hier.
Einen Analyseauftrag finden Sie hier.